Diese Rede hätte am 09.09. auf einer Gegendemo gegen die AfD am 09.09. in Aachen gehalten werden sollen. Aus zeitlichen Gründen geschah dies dann allerdings nicht.
Die Nähe der AfD zum Faschismus ist unübersehbar. So lautet die Aussage unserer heutigen Veranstaltung. Unübersehbar auch, weil das Verhalten der AfD gegenüber queeren Menschen eindeutig Verhaltensmuster historischer Faschismen wiederspiegelt. So folgt dieses zumeist demselben Muster: Alles, was nicht ihrer ideologischen Überzeugung einer reinen, natürlichen, traditionellen Welt entspricht, wird verurteilt und verteufelt.
Beispielsweise im Juni, als die AfD in München Plakate aufhing. Die Plakate bezogen sich eigentlich nur auf eine Drag-Lesung, aber so, wie die AfD es inszenierte, schien es eher, als hätte die AfD den Teufel höchstpersönlich ausgemacht. Offensichtlich inspiriert durch antisemitische Karikaturen der NS-Zeit, stellten die Plakate Drag Queens und per Assoziation auch alle weiteren Menschen, die nicht den strikten Geschlechterrollen entsprechen, die die AfD für sie vorgesehen hat, pauschal als “Kinderschänder” dar. Wie damals, so dienen auch heute solche Darstellung dem Schaffen eines Feindbildes, mit dem dann weiter gegen sowieso schon marginalisierte Gruppen mobilisiert wird.
Die Geschlechterollen, die die AfD vorsieht, entstammen einem zutiefst reaktionären Gesellschaftsbild. Wie reaktionär dieses genau ist, gibt die AfD offen zu. In ihrem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021 ermalt sie sich eine “heile” Welt, in der ihr Gesellschaftsbild der “traditionellen” Familie auf’s Schärfste durchgesetzt wird. In dieser Welt würdeKindern jeglicher Zugang zu Informationen jenseits der Wertevorstellungen der AfD verwehrt, ihnen würde lebenswichtige medizinische Versorgung untersagt, sie würden von kleinst auf in enge Boxen gesteckt werden und jeder Versuch der Entfaltung würde gestraft. All das, weil die Hinnahme von etwas jenseits ihrer rückständigen Werte diese Werte fundamental in’s Wanken bringen würde.
Neben dem Wahlprogramm der AfD stehen hier ergänzend die Aussagen und Handlungen prominenter Mitglieder. Bernd Höcke fordert, dass die “klassische Familie wieder zum gesellschaftlichen Leitbild wird”. Homosexualität sei ihm nach “auf der Grundlage unserer Rechtsnorm nicht zu akzeptieren”. Beatrix von Storch hat im Oktober 2022 eine Demonstration gegen ein von der Schwulenhilfe Berlin in’s Leben gerufenen Wohnprojekt unterstützt, dass der Schwulenberatung Pädophilie vorwarf. Unter Alice Weidel versuchte die AfD-Fraktion im Bundestag, das Gesetz, das die “Ehe für Alle” ermöglichte, zurückzuziehen. Soetwas kommt nicht von Menschen, die auch nur ansatzweise für queere Rechte sind.
Die von der AfD ermalte Welt lässt keinen Platz für Menschen, die nicht den ihnen vorgesehenen Rollen entsprechen. Das strenge System, das vorgestellt wird, würde nicht mit Abweichungen klarkommen. Es würde brechen, bevor es sich biege, weshalb die Verfolgung und Unterdrückung jeglicher Abweichung von oberster Priorität für dieses System wäre. Wo dies endet, wissen wir.
Auch hier können wir ergänzend wieder eine Aussage anführen: Maximilian Krah, der hier heute auch anwesend ist, nannte den Einmarsch der Taliban nach Kabul 2021 “die einzig richtige Antwort auf den Pride Month”. Für ihn scheinen Terror und Unterdrückung also die richtige Antwort darauf zu sein, dass Menschen ihr Leben so leben, wie sie es wollen. Terror und Unterdrückung für jene, die nicht so leben, wie Maximilian Krah es will.
Die Zeichen sind klar. Am Ende des Weges, den die AfD sich für uns ausgesucht hat, finden sich Unterdrückung, Verfolgung und Terror. Mehr als ein Viertel der Gesellschaft wäre hiervon persönlich betroffen, da sie entweder selbst queer sind oder in ihrem nächsten Umfeld queere Menschen haben. Dem können wir uns nicht kampflos ausliefern! Sei es aus eigener Betroffenheit, sei es, weil wir queere Menschen zu unseren Freunden und Familien zählen, der AfD darf es nicht erlaubt sein, ihre rückständigen Vorstellungen durchzusetzen!
Be proud! Fight back!
